Auch mal 5 gerade sein lassen

Auch mal 5 gerade sein lassen

Vor einer Weile fand ich während meiner Frühstückspause bei Wege zum Pferd einen sehr interessanten Artikel zum Thema Souveränität im Umgang mit Pferden.

Irgendwie sieht und liest man viel zu oft, wie Leute ihre eigenen Unsicherheiten durch ein ganz hartes Regime zu unterdrücken versuchen- das Pferd darf gar nichts, in der Hoffnung das so der kritische Moment nicht eintritt.
Oder man hätte gerne, das das Pferd nichts darf, kann aber auch das nicht umsetzen, weil es an grundlegender Beobachtungsgabe und Timing (noch) mangelt und dann wird bei Auftreten eines Problems lautstark gebrüllt, gefuchtelt und unter Umständen auch überzogen hart gestraft.
Nicht falsch verstehen, Unsicherheiten hat jeder. Jeder hat diese eine Situation bei der einem ganz anders wird, mit lebhaften mehreren hundert Kilogramm so nah bei. Aber es kommt darauf an, wie man versucht damit umzugehen.

Die Leute die regelmäßig überzogen hart auf kleinere und größere „Vergehen“ ihrer Pferde reagieren, begründen das gerne damit, das in einer Pferdegruppe niemand was geschenkt kriegt und es dort auch zur Sache geht.
Das stimmt aber nur bedingt. Ich habe ja nun selber schon stundenlang bei den Pferden auf der Weide und im Paddock gehockt und geschaut. Und da sieht man ganz klar, das Pferde, die gut sozialisiert wurden und in sich Ruhen und genug Platz und Futter haben, kaum zu extremen Drohgebärden greifen. Da wird eher mit dem Blick fixiert oder ein Ohr ein bißchen rangeklappt. Die Keule holen die eigentlich eher spät raus.

Die, die laut quietschend wie doof auf die anderen losgehen, ständig anderen Pferde mobben, herumjagen, ständig drohen und beißen oder wegen Nichtigkeiten um sich schlagen sind nicht souverän, sondern überspielen, genau wie wir Menschen, eine Unsicherheit durch überzogenes Verhalten und versuchen Selbstbewußtsein vorzugeben.
Das ist aber kein „normales“ Verhalten. (Normal im Sinne von „so immer anzuwenden“) Von daher sollte man sich diese Blender nicht zum Vorbild bei der Pferdeerziehung nehmen. Man darf nicht vergessen- wenn das Pferd Dir mal zeigen will, das es merkt, das Du bloß eine Show abziehst aber nichts dahinter ist, dann kann das im schlechtesten Fall sehr gefährlich werden, falls es beschließen sollte auf eine ungerechte Strafe ebenfalls mit körperlicher Gewalt zu antworten.

Dazu kommt noch, das soziale Tiere wie Pferde nicht den Fiesesten oder Stärksten an die Spitzenposition ihrer Herde wählen, wenn sie die Chance haben, sondern eigentlich das souveränste Pferd mit der größten Lebenserfahrung.
Und genau solche Pferde haben ein ganz feines Gespür, wo sie einschreiten müssen und wo man mal fünf gerade sein lassen kann. Kein „untergebenes“ Pferd stellt in so einer Situation die Führungsposition in Frage.

Von daher unbedingt diesen toll geschriebenen Artikel lesen: https://www.wege-zum-pferd.de/2017/11/07/grosszuegigkeit-ist-staerke/ und Eurem Pferd auch mal Kleinigkeiten verzeihen.

Aus eigener Erfahrung kann ich dazu sagen, das man (je nach Persönlichkeit des Pferdes! Es geht nicht alles mit jedem Pferd) eine ganz große Menge an Kompromissen im täglichen Umgang schaffen kann, die das Miteinander entspannen und trotzdem ist der Gehorsam in entscheidenden Momenten niemals in Frage gestellt.

Gladur trabt an der Longe, mit Schneeflockeneffekt

English Summary:
Some commentary about a great article I found. It focuses on the point of being confident while handling horses, as there are way too many people that hide their own insecurities (or lack of knowledge) behind super dominant behaviour, becoming a tyrant in the life of their horses. Those also tend to punish disobdience hard and explain this with the statement that horses amongst eachother won’t be very nice in meting out punishment, either.
This article nicely lines out, that is is not true, for the confident horse in a socialised herd has no need of drastic measures. They communicate with small gestures- even disapproval. Big gestures or even physical harm are the last measures they take.
And thusly the humans who want to copy horse-behaviour in their attempts of educating their horses should use the calm behaviour of confident horses, who will let smaller disobidiences pass occasionally and thusly gain the respect of the horse they handle, when they prove experienced and confident. And thusly handled horses will still be obidient if it matters- that is often the argument against this, that anarchy will break out.

From my own experiences, I totally second the article. Being generous works on every horse. HOW generous depends on the personality of the horse- some of them need a slightly more guided relationship, while others only unfold their potential at maximum freedom. Most horses are in the middle of this.
Try it out and turn handling your horse into an experience with your fourlegged friend and sportpartner – much more rewarding than master and servant.

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