Bodenarbeit – 1
Wo wir stehen:
Seit die Pferde wieder am Stall stehen, also Platz und Halle in direkter Reichweite sind, habe ich mit „ernsthafter“ Bodenarbeit angefangen. Je nach Zeit und Laune machen wir das 1-2 Mal pro Woche. Einzelne Sachen auch immer zwischendurch.
Das Führen von Bahnfiguren, über Bodenstangen, durch kleine Geschicklichkeitsübungen und Abfragen von Grundlektionen ist zwar nötig, da es der Gymnastizierung hilft, aber die Beiden finden das ungefähr genauso spannend wie eine Reitstunde die immer genau gleich abläuft. Viel spannender finden sie es (oder zumindest Amor), wenn sie freilaufen und direkt mit mir in Kontakt treten können. Deshalb machen wir jetzt immer eine Mischung aus beidem, so dass nicht nur „Doofes“ dran kommt, sondern auch ein bißchen was für den Kopf.
Trotzdem muss ich mir für jeden ganz unterschiedliche Dinge ausdenken, denn wo Amor begeistert neue Dinge ausprobiert und sich als wahrer Meister im Lesen von Zeichensprache entpuppt hat und zudem schon eine Menge (Boden-)Lektionen aus seinem langen Leben noch top parat hat, da ist Goldi, gerade wenn sie alleine ist, an manchen Tagen schon überfordert wenn man sie vom Strick losmacht und sie plötzlich alleine etwas entscheiden soll.
Nach dem Lesen einiger Bücher, ist schon klar, das alles nur mit positiver Verstärkung, oder auch Belohnungslernen, vermittelt werden wird, aber nach haargenau nach den Buchkonzepten nacharbeiten klappt bei uns nicht, weil wir im Sommer auf der Weide bereits eine funktionierende Kommunikation quasi im Nebeneffekt entwickelt haben, die eine Mischung aus mehreren Methoden ist.
Da ich übers Clickern nur Gutes gelesen hatte, habe ich das nun zwei Tage lang bei Amor begonnen einzuführen (aber mit Lobwort statt Click)- wie erwartet hat er es auch sofort verstanden, allerdings hat er sich zunehmend irritiert gezeigt, dass er ständig beim Problemlösen unterbrochen wird um etwas zu fressen. Da er die Worte „ja“ und „weiter“ als „gut so, mach das weiter“ versteht, reicht ihm das völlig als Hinweis das dies der richtige Weg ist und probiert so lange bis er per Stimmlob erfährt das dies die gewünschte Aktion war. Natürlich nimmt er dann auch gerne ein Leckerlie. Im weitesten Sinne sind das immer noch die Clicker-Prinzipien (mit „Keep Going“ Signal etc.) aber das extrem kleinschrittige Loben geht ihm anscheinend auf den Zwirn.
Goldi wiederum ist oft so verspannt (innerlich wie äußerlich), das man sie erstmal wie im Wortsinne „an die Hand nehmen“ muss, um sie in einen Zustand zuversetzen, in dem sie aufnahmebereit ist. Und das kreative Probieren scheint ihr recht neu zu sein, sie ist dann fast schüchtern, so dass man zur Beruhigung immer wieder Dinge machen muss, die sie gut kann.
Darum bleiben wir bei der Misch-Methode, auch wenn sie so vielleicht einen Tick langsamer lernen, Spaß haben sie dabei auf jeden Fall, anderenfalls würden sie nicht auch noch im Paddock zum „Arbeit-Spielen“ auffordern und sich immer am Tor streiten wer zuerst raus darf.
Wo wir hin möchten:
Ich möchte fröhliche Senioren um mich haben, die sich gebraucht fühlen und gerne Mitarbeiten und die Welt mit mir erkunden. Das Vertrauen und Verstehen im Umgang soll noch weiter wachsen. Wenn sie dabei noch den einen oder anderen Trick lernen, um so besser.
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