Dehnungshaltung

Nachdem ja im Internet viel Schwachsinn zum Thema Dehungshaltung (gerne verwechselt mit Vorwärts Abwärts als Kopfhaltung ohne Funktion- absolut niemand widerspricht, wenn man das als Irrweg bezeichnet- aber trotzdem ist das keine Reitweise, sondern bloß ein Auswuchs der Sportfraktion, der leider bisweilen aus Unwissen flächendeckend übernommen wird) zu lesen ist, da sich eine Reitschule auf einer Art Kreuzzug dagegen befindet und ich regelmäßig Ausschlag kriege, wenn ich das lese, will ich hier auch nochmal was dazu sagen.

Das Problem ist nämlich, das besagte Schule sich ebenso auf einem Irrweg befindet, wenn sie die Dehungshaltung als fehlerhaftes Element kategorisch aus der Ausbildung ausschließt.

Dann wollen wir mal…

Die Dehnungshaltung ist keine Reitweise, sondern ein Element der Arbeit, das jeder Sportler kennt. Vor und nach starker Belastung der Muskeln werden diese….? Ja genau, gedehnt. Ebenso wenn aus unterschiedlichen Gründen die Muskeln noch nicht bereit für eine funktionale Haltung sind, dann werden sie auch erstmal gedehnt.

Deshalb ist es natürlich auch beim Reiten so. Das Pferd sollte niemals eine Arbeitseinheit in nur einer einzigen Haltung geritten werden. (Aufrichtung oder Nase im Staub die beiden Extreme) Je nach Anforderung ändert sich auch die die Form und die Nasenhöhe des Pferdes. Nach jeder Anstrengung gibt man den Muskeln eine kurze Pause und Gelegenheit sich zu lockern. So folgt auf Aufrichtung und Versammlung bei guten Reitern immer eine Phase der Dehnung.

Ein Pferd das zu starkem Festhalten von Hals und Rückenmuskeln neigt, weil es nicht korrekt ausgebildet wurde oder sich nach einer Erkrankung in der Reha-Phase befindet, kann man mitnichten in Aufrichtung auf gesunde Weise korrigieren (auch wenn das so dargestellt wird) – um es in die Lage zuversetzen sich ohne festgehaltenen und weggedrückten Rücken korrekt aufzurichten, müssen die verkürzten Muskeln der Oberline zunächst gelockert werden, damit sie diese Arbeit machen können.  So ein Pferd wird also zunächst im steten Wechsel zwischen Dehnungs- und Gebrauchshaltung wieder locker und durchlässig gemacht. Und erst dann kann man vorsichtig beginnen es aufzurichten und zu Versammeln.

Das alles gilt natürlich auch für alle Formen guter Boden/ Handarbeit.

Wie sieht denn nun die “gute” Dehnungshaltung aus?

So wie es das individuelle Pferd vorgibt. Ob der gewünschte Effekt mit relativ wenig in die Tiefe oder der Nase kurz über dem Boden erreicht wird ergibt sich aus dem Ist- Zustand des Pferdes in dem Moment, in dem die Dehnung abgefragt wird.

Wichtig sind jedoch ein paar Punkte:

Niemals über Tempo reiten, aber auch nicht zu langsam, das Pferd soll sein Grundtempo laufen.

Das Pferd streckt sich zwar vorwärts, wird aber nicht aus den Hilfen entlassen und fällt somit auch nicht komplett auf die Vorhand.

Im Seitenbild kann man sehen, das der Widerrist angehoben ist (das Pferd läuft nicht optisch bergab)

Die Nase bleibt mindestens an, besser vor, der Senkrechten, damit das Genick “offen” ist.

Gladur am Langzügel
Das Genick ist offen, trotz des überbauten Gebäudes läuft er nicht bergab, das innere Hinterbein fusst immer noch unter.

Wenn ihr es nochmal von einer Fachfrau erklärt haben wollt, warum auch die besagte Schule auf einem Irrweg ist, dann lasst Euch das nochmal von Frau Ulrike Thiel erklären- schon lange kämpft sie gegen die Auswüchse in der Reiterei, legt den Finger in die Wunde und macht auch prominente Fälle von miesem reiterlichen Verhalten im Sport und sonstiger Öffentlichkeit publik. Und hier versucht sie halt auch hier etwas zur vehementen Vermittlung eines Irrwegs dagegenzuhalten.

Sie hat hier ein sehr schönes Video, das eigentlich alles auf den Punkt bringt.

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Langzügel

Mehr und mehr kristallisiert sich die Arbeit am Langzügel als etwas heraus, was uns beiden Spaß macht. Wie immer lernen wir das Beide gleichzeitig, was es dann nicht ganz so einfach macht, aber daran haben wir uns ja schon gewöhnt und helfen uns gegenseitig wenn es irgendwo hakt.

Gladur am Langzügel
Gelassenheit ist oberstes Ziel

Ich habe jetzt schon mehrfach gelesen das Pferde, mit denen frei gearbeitet und gespielt wird und es in die Richtung von Intrinzen und ähnlichem geht, wo das Pferd ausdrücklich eigene Ideen einbringen und auch seinen ganz persönlichen Ausdruck entfalten darf und und soll, sich nicht mehr ganz so gern permanent in eine vom Menschen vorgegebene Form bringen lassen.

Form meint hier nicht das schablonenhafte “Hals rund, dann ist alles top” nachdem so oft geritten wird, sondern Form bedeutet einfach, das der Mensch aktiv durch stete Einwirkung bestimmt wie das Pferd sich gerade trägt. Gerade in der Handarbeit meint das, das viel am Kappzaum Einfluss genommen wird, indem zum Beispiel die Führleine/Longe kurz hinter dem Ring geführt wird. Für einige Pferde ergibt das das Gefühl ständig festgehalten zu werden und es steht auch immer der Mensch “im Weg” – und das unabhängig davon, ob der führende Mensch sehr gut ist oder selber noch lernt und dann durchaus im Weg stehen kann.

Gladur am Langzügel
Der korrekte Weg in die Dehnung, mit offenem Genick, gehobenem Widerrist und nicht zu tief, sondern für ihn passend

Gladur ist auch so ein Pferd. Er macht zwar brav mit, er ist ja gut erzogen, aber man merkt das er abwechselnd geistig abwesend oder dabei ist sich aufzuregen. Man kann so arbeiten, aber man wird nie mehr als so 90% maximal bekommen.

Guckt man sich an, was er im freien Spiel bereits leistet, wenn ihm danach ist, dann fragt man sich, wie man ihn so motivieren kann, das sich die Arbeit auch spielerischer anfühlt. Dazu muss man einen Blick auf seine Bedürfnisse werfen. Gladur verkündet seine Meinung zu allem ja stets deutlich, wenn man ihn genau anschaut. Und er “sagt” schon immer, das er sich unwohl fühlt, wenn der Mensch in dem Bereich vor seiner Schulter dicht bei ihm ist, wenn er arbeitet. Das schließt auch den Bereich vor seiner Nase ein, in dem man sich beim Führen auf Front permanent aufhält.   Von der Schulter aus nach hinten ist es für ihn in Ordnung. Ganz genau hinter ihm findet er auch nicht ganz so gut, weil er ganz gern ein Auge auf einen hat.  Somit bleiben die Position hinter der Schulter neben der Flanke und noch weiter hinten, neben der Kruppe, gern auch noch einen Schritt zurück, das man den Schweif schon vor sich hat.

Gladur am Langzügel
Gestellt, gebogen, gelassen schreitend

Dort hat man dann drei Möglichkeiten: Die einfache Longe, die Doppellonge und den langen Zügel. Mit der einfachen Longe kann man ihm von soweit hinten schlecht helfen, wenn er abdriftet oder eine Linie nicht halten kann.  Bei der Wahl zwischen Doppellonge und Langzügel bevorzugt er eindeutig den Langzügel.

Meine Vermutung, warum der Langzügel ihm gefällt, sind gleich mehrere Dinge: Zum einen ist nichts vor ihm und er hat das Gefühl jederzeit in alle Richtungen wegzukommen- dies bedingt mentale Losgelassenheit.

Dann braucht er ja meistens bei Arbeitssituationen sehr viel Körperkontakt um Sicherheit zu haben- bei dieser Arbeit berüht ja immer mindestens eine Hand das Pferd.

Der ihn physisch einrahmende Zügel ist offensichtlich beruhigend und leicht als Hilfe zu verstehen.

Gladur am Langzügel
Ein vorsichtiges Anfragen nach Seitengang- das innere Hinterbein spurt schön mittig zwischen die Vorderhufe

 

Und somit habe ich beschlossen, das wir das dann zum Thema unseres Unterrichts in nächster Zeit machen werden. Ellen hat uns gestern bereits ein Konzept für einen logischen Aufbau an die Hand gegeben, mit dem wir uns einarbeiten werden und dann gucken wohin wir kommen werden. Da bei der Langzügelarbeit sehr viel Bereitschaft zur Mitarbeit besteht, bin ich sehr gespannt.

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Team Gladur

Heute möchte ich mal Werbung machen, für all die wunderbaren Menschen, die das Leben von Gladur und mir direkt in Person und indirekt über ihre Webseiten und deren Inhalte bereichern.

Die größte Inspiration sind meine Freunde vor Ort, ohne Homepage aber mit viel Herz, Wissen und Begeisterung. Ihr seid toll, immer da und so wichtig. 🙂

Die anderen Helfer vor Ort, die uns helfen und anleiten, das sind diese großartigen Pferdeleute:

Seit 2016 immer für uns da bei großen und kleinen Baustellen in der Gesundheit, in Ergänzung zum Tierarzt:

Yvonne Danger- Heilpraktikerin für Mensch und Tier

Seit 2016 mit viel Geduld und Kreativität unsere “Reit”lehrerin :

Ellen Keßler- Reiten im Dialog

Und Ellen auf YouTube

Erst kürzlich Teil von “Team Gladur”, aber ebenso super:

Lesley Petersen – Pferdetherapeutin

Nicht vergessen darf man auch – ohne Huf kein Pferd. Darum muss natürlich auch unser Hufschmied in die Liste.

Matthias Schur

Allen gemeinsam ist, das sie hervorragende Hilfe zur Selbsthilfe leisten und man als Besitzer voll eingebunden ist und aktiv Zusammenhänge verstehen lernt und auch wie man in einem gewissen Rahmen selbst helfen kann, bzw. den Prozess aktiv unterstützt.

Nur wenn man das ganze Tier und seine Zustände im Blick hat, kann man es auch mit Baustellen gut gesund und zufrieden erhalten.

Ebenfalls geholfen hat uns, zwar nur einmal, aber dafür super, mit unerwartet großartigem Ergebnis auch Britta Schönau, die nochmal eine ganz andere Art von Bewußtheit im Umgang möglich gemacht hat- es war ja schon da, wir wussten nur nicht, wie wir zueinander finden sollen.

Inspirationen Online

Wie immer, wenn man selbstständig denkt und recherchiert, hängt man nicht blind komplett einer bestimmten Lehre an, manchmal sind es nur Fragmente eines Konzepts, mal ein großer Teil, der einem etwas gibt und hilft. Manchmal sieht man auch Einiges trotzdem durchaus kritisch. Dies gilt auch für die folgenden Links, das Erforschen und Nachdenken überlasse ich Euch selber, wer mich kennt und weiß wie ich arbeite, der wird leicht sehen, was mich anspricht und was nicht.

Marlitt Wendt

Wege zum Pferd

Julie von Bismarck Equine Expertise

Anja Rut Hebel – Reitkunst für Islandpferde

Intrinzen Kathy Sierra

Zwergnase

Diese Liste werde ich dann noch fortlaufend ergänzen

Die Seele des Pferdes