… ich weiß immer gar nicht wie man auf „Sternstunden“ kommt- der perfekte Moment ist doch in der Regel genau das und selten länger als ein paar Sekunden oder Minuten.
Wir hatten heute den perfekten Moment. In der Trabsequenz am Schluss, da hat für ein paar Herzschläge alles gestimmt. Ich habe es endlich geschafft alle Hilfen so zu koordinieren, das sie ihm auch geholfen haben und Gladur hatte in diesem Moment die Beweglichkeit, die Kraft und den Willen sie anzunehmen und umzusetzen.
Für einen kleinen Moment war da das Pferd, das er hätte sein können, wenn sein Leben anders verlaufen wäre.
Unser magischer Moment sah so aus: Es bestand tatsächlich reelle Anlehnung an die Doppellonge und als er meiner Hand nach vorn gefolgt ist, eigentlich sollte er nur das Genick weiter aufmachen, da kam die Peitschenhilfe in genau dem richtigen Moment und so wurde er nicht schneller, sondern richtete sich korrekt im Rahmen seiner Möglichkeiten auf. Ein paar wenige seiner ganz großen Trabtritte, zum allerersten Mal in korrekter Haltung, mit lockerem Unterhals, positiv gespannter Oberlinie und angehobenem Widerrist. Trotz der großen Tritte hat man ihn fast nicht gehört, so leicht war er in dem Moment.
Und dann hatte uns die Erde wieder- seinen untrainierten Körper verließ die Kraft für die positive Spannung und bei mir gings von fühlen ins Denken über- puff, weg der Moment. *g*
Für ihn war dann Feierabend, aus zwei Gründen- zum einen, weil im perfekten Moment bei solchen Meilensteinen immer Schluss ist und zum anderen, weil ich mit dem Hinterbein nichts riskieren möchte. Solche Trabaktion mag leicht aussehen, aber das Hinterbein muss sehr arbeiten.
Auch viele kleinere Fortschritte gibt es im Moment, wann immer ich mit der Doppellonge komme. In „sicherem Abstand“ vom Menschen nimmt er sich gerade die Zeit, Dinge die er an der Hand und am Langzügel schon gelernt hat vorsichtig auch an der Doppellonge zu probieren. Von mir unterstützt mit den bekannten Stimmkommandos. Interessanterweise ist ihm wohl die leichte Anlehnung der beiden Longen sehr angenehm und er fasst zusehends Mut, sich nicht mehr zu verkriechen, sondern sachte nach dieser Anlehnung zu fühlen. Auch wenn er sich noch öfter nach unten wegtaucht, weil das bei ihm so eingebrannt ist, so ist doch jetzt immer die Nase vorn und das Genick offen dabei.
Interessant ist, das er wirklich auch die Möglichkeit nutzt, nach der passenden Haltung zu suchen. Außer Nase durch den Sand schleifen hat er freie Auswahl. Und man sieht ihn richtig probieren ohne irgendwie hektisch zu sein. Meistens entscheidet er sich für eine schöne freie Haltung mit der Unterlippe ca. auf Höhe der Buggelenke und man sieht das es ihm so leicht fällt auch immer mal kurz den Rücken loszulassen. Ich bin sehr begeistert von seinen Fortschritten im Moment, auch wenn sie anderen vielleicht winzig vorkommen mögen.
Mittlerweile bin ich auch fast soweit, diese zweite Auszeit wirklich als Chance zu begreifen. Zur Ruhe quasi gezwungen ernten wir jetzt gemeinsam die Früchte der Arbeit der vergangenen Jahre, in dem wir alles nochmal langsam und korrekt auffrischen und eventuelle Fehler und Hakeligkeiten in Ruhe ausbügeln.

English Summary: follows in a while