Wenn Träume wahr werden

Ich glaube so ziemlich alle von uns großen und kleinen Pferdeleuten haben schon mal davon geträumt, sich auf dem Schlitten vom Pferd durch den Schnee ziehen zu lassen.

Blick vom Schlitten aufs Pferd
Auf ins Winterwonderland

Dieses Wochenende hat Glaður mir geholfen, den Traum wahr zu machen. Klar war er gut vorbereitet, er kennt Fahren vom Boden und vor seinem Jahr mit langsamen Auftrainieren hat er auch das Anziehen und Nachschleppen kleinerer Gewichte gelernt. Trotzdem hatte er noch nie einen Schlitten im Schlepp, geschweige denn ist er von einer Person aus tiefer Position hinter ihm gefahren worden.

Und er hat uns komplett aus den Socken gehauen, mit welcher Selbstverständlichkeit er dieses Neue angenommen hat und gleich richtig gut gemacht hat. Er hat sich benommen, als würde er das schon immer so machen, nichts Außergewöhnliches, was habt ihr denn?

Auf diese Selbstverständlichkeit bin ich fast noch stolzer, als auf die gute Arbeitseinstellung, die er auch hier wieder bewiesen hat. Ich habe Jahre gebraucht ihm zuvermitteln, das ihm nichts Schlimmes passiert, egal was der Mensch wieder Komisches probieren will. Und jetzt- jetzt ist er so weit und macht voll Vertrauen bei einer neuen Idee einfach mit. ❤❤❤

Gladur vorm Schlitten
Er ist einfach ein Traumpony.

Und das bringt mich zum nächsten Punkt- auch Traumponys haben ein Recht darauf, das solche Aktionen allen Beteiligten Spaß machen und sie nicht auf Kosten des Ponys gehen.

Damit er so lieb mitarbeitet, hat er bei mir auch Mitspracherecht. Seine Arthrose kann ihm gerade bei kaltem Wetter mal wehtun, also ist es wichtig auf ihn zu achten und ihm zu glauben, wenn er zu irgendwas “Nein” sagt.  Heute war es vermutlich eher Muskelkater von gestern, aber der Punkt ist ja derselbe. Mit Autsch ist nicht gut arbeiten.

Heute morgen war es so. Wir wollten eigentlich nochmal ein Miniründchen Schlittenfahren, aber er hat noch ohne Gewicht im Schlitten mehrfach angehalten und sich nach dem Schlitten umgedreht. Der Schlitten wurde also abgehängt und es wurde stattdessen ein kleiner Spaziergang. Und Pony schnaubte erleichtert ab und ging ein Stück mit den Nüstern an meiner Hand. Das ist so ein Ding, da würd ich fast vermenschlichend Hand in Hand zu sagen.

Amor hat das immer gemacht, wenn ich aufgepasst habe, während er schlief. Und Gladur macht es oft, wenn er wegen irgendwas erleichtert ist. Deswegen passt das Gefühl dazu wohl am ehesten zu dem, wenn ein Mensch Unterstützung sucht oder gesucht hat und seine Hand in die der anderen Person legt.

Gladur trabt vorm Schlitten
Ich sag ja, Traumpony… Super Arbeitseinstellung, super brav.

Achso und noch ein kleines: Bitte nicht einfach zu Hause nachmachen!

Wie oft sieht man Leute, die ohne Vorbereitung, passenden Ort und Ausrüstung einfach den Schlitten ans Pferd hängen und sich keine Gedanken machen. Es kann gut gehen, es kann aber auch schiefgehen. Darum bedenkt Folgendes, wenn ihr sowas auch mal probieren wollt:

Das Pferd:
-Darf keine Tendenzen zum Ausschlagen haben
-Sollte Fahren vom Boden bereits gut kennen
-Sollte bei Berührungen an den Beinen (Leine, Stränge etc) absolut gelassen bleiben
-Sollte bereits gelernt haben, willig anzuziehen (nein, das ist nicht selbstverständlich):
-Muss gut an den Hilfen stehen und auf Stimmkommandos hören

Die Ausrüstung;
-Muss gut passen
.Muss richtig angelegt sein
-Muss zum Verwendungszweck gedacht sein – keine wilden DIY aus Strohband etc.
-Keine Experimente mit neuer Ausrüstung (anderes Gebiß etc) beim ersten Versuch

Der Ort:
-Ist beim ersten Versuch im Idealfall eine umzäunte Weide oder der verschneite Reitplatz am Stall.
Immer dran denken- Pferde und Ponys sind groß, stark und man weiß niemals vorher genau, wie sie in bestimmten Situationen reagieren. Niemand will, das sein Pferd vors Auto springt, weil man auf dem Weg neben der Strasse seine ersten Versuche macht.

Helfer:
Wie beim Fahren geht hier nichts ohne einen Helfer. Das Pferd muss zunächst von einer Vertrauensperson angeführt werden, um sich in Ruhe mit der neuen Situation vertraut zu machen. Erst wenn es so gelassen Schritt geht, kann der Fahrer die Zügel allein übernehmen. Der Helfer bleibt dabei zunächst in der Nähe um einzugreifen.

Falls das jetzt jemand uncool findet- lieber uncool als das man sich ewig Vorwürfe macht, wenn doch was Unvorhersehbares passiert. 

English Summary: Follows soon.

Der Unterschied zwischen Träumen und Zielen

Man soll ja immer Träume haben, auf die man hinarbeiten kann, auch wenn man sie vielleicht nicht erreichen kann, aber sie motivieren doch sich Mühe zu geben. 

Ich hatte immer davon geträumt Gladur an der Longe über Geländehindernisse zu schicken, denn er springt gerne und liebt Herausforderungen im Gelände. Natürlich alles in Maßen und in angemessenen Höhen, aber immer Mal zwischendurch wäre mal ein Ziel gewesen.  Hier ist mal ein Beispiel mit einem, allerdings künstlichen, Geländesprung und einem Großpferd: http://tanzende-hufe.de/wp-content/uploads/2014/05/z2.jpg

Das geht jetzt ja nicht mehr, weil er nicht mehr springen soll, damit er keine Schmerzen in der Hinterhand bekommt.  

Also such ich mir ein neues, nicht weniger anspruchsvolles Ziel- den Galopp an der Hand. 😉 https://www.wehorse.com/de/video/gymnastizierende-handarbeit-galopparbeit/

Dazu kann man gleich sagen, das wir beiden Krüppel das sicherlich nicht an jedem Tag und auf Sand niemals vernünftig schaffen werden, aber wozu in der Reitbahn bleiben. Und außerdem Träume und so. 😂

Also auf auf den langen Weg zurück zum Gymnastizieren an den guten Tagen, denn für diesen Traum braucht es Bauchmuskeln bei allen Beteiligten. 💪

Motivation

Und in diesem Sinne auch der Spruch zur Motivation- denn bei allem steht immer Teamwork mit dem Pony und Durchlässigkeit und Beweglichkeit ganz oben. 

Trotzdem ist es natürlich wichtig realistisch zu bleiben- niemals darf man an seinem Traum hängen, wenn das Pferd es gesundheitlich oder mental nicht schaffen kann. Dann ist es stattdessen mal wieder Zeit für einen neuen Plan. 

Das Ziel muss immer bei allem der Spaß an der Arbeit für das Pferd bleiben und das man ihm eine Aufgabe stellt, die es auch bewältigen kann.

Kleiner “Was bisher geschah” Eintrag

(Werbung- der Eintrag enthält einen Link zur Arzneifirma Boehringer Ingelheim und zur TSM Bandage bei InnoHorse.de)

Der letzte längere Eintrag ist auch schon wieder einen Monat her, eigentlich wollte ich das doch etwas öfter machen. XD

Aber ok, besser spät als nie. Fangen wir mit dem Hinkebein an. Aufgrund der zu dem Punkt beginnenden Corona Situation und der Tatsache das wir wissen das in der Hinterhand Arthrose vorliegt, genügte in diesem Fall das Telefonat mit unserer Tierärztin. Sie war ebenfalls der Meinung, das man sofort eingreifen sollte bevor der Schub sich verschlimmert oder wohlmöglich eine Schonhaltung wieder die linke Seite überlastet. Deshalb verschrieb sie Gladur Previcox, welches ein Schmerzmittel ist, das deutlich weniger auf den Magen schlägt als die anderen Mittel und deshalb im Notfall auch über längere Zeiträume gegeben werden kann. 

Wir begannen mit einer Woche 1 Tablette und gingen dann runter auf eine halbe Tablette, was weitere 14 Tage gegeben wurde. Bis zum Einsetzen der vollen Wirkung dauerte es ca. 2 Tage, er war schon ab Tag eins wieder motiviert sich zu bewegen, aber es dauerte einen kleinen Moment, bis sich auch das Gangbild wieder verbesserte. Auch unter der halben Tablette ging es ihm unverändert gut. Zweimal in den drei Wochen hatte er mit leichtem Durchfall zu kämpfen, was sich aber beide Male durch Gabe von Mash wieder beruhigen ließ.

Nach dem Absetzen der Tabletten merkte man nach ca. 2 Tagen, das nun sämtliche Wirkung verflogen war, denn für einen Moment erschien das ganze Pony etwas steifer als vorher. Da er garantiert noch paar Baustellen mehr mit sich rum trägt, hat er die dann natürlich wieder bemerkt. Wieder einen Tag später hatte er sich aber wieder sortiert. Er geht nach wie vor gut, was vermutlich auch daran liegt, das es nun wärmer wird. Wir haben sicherheitshalber mit leichtem Aufbau-Training begonnen. Ganz wichtig ist im Moment ein langsamer und korrekter Bewegungsablauf der Gelenke, kein Schieben mit gestrecktem Gelenk, wie es bei hohem Tempo auftritt, oder starke Dauerbelastung bei stark versammelnden Lektionen.

Die anderen Arthrose-Regeln gelten natürlich auch noch:

Bewegung ohne Belastung

Wenig bis keine engen Kreisbögen

ruhiges Tempo

langes Aufwärmen

auf harten Böden keine schnellen Gangarten

Gladur mit der Bandage im StandUm es ihm bei Aufwärmen speziell nach kalten Nächten oder an feuchtkalten Tagen leichter zu machen, habe ich ihm einen Sprunggelenksschoner von TSM gekauft. Der Schoner besteht aus Neopren, hat keine stützenden Eigenschaften und dadurch, das er nach unten verlängert ist und sich auf die Fessel stützt, kann man ihn in ruhiger Schrittarbeit und beim Spazierengehen anlegen, ohne das er rutscht. Gladur bewegt sich damit völlig normal und ich habe das Gefühl, das man ihm zu mindest auf dem Platz damit deutlich die Aufwärmphase erleichtert. 

Gladur mit der Bandage an der Longe

 

Dadurch das er nun wieder traben darf (Galopp erst nach Kraftaufbau), läuft zum Glück der Schleim auch gut wieder ab, sobald er sich etwas mehr bewegt, es scheint zum Glück alles noch flüssig zu sein. 

Und apropos Atmung. Tagsüber wird es jetzt schon wieder ganz ordentlich warm, wir hatten schon zweimal 23 Grad, in der Sonne gefühlt noch wärmer. Das belastet ihn in seinem Pelzmantel dann normalerweise sehr. Aber genau wie letztes Jahr habe ich zur Schermaschine gegriffen und ihn großzügig geschoren. Die Erleichterung war ihm umgehend am Gesicht abzulesen, auch wenn er scheren immer noch etwas blöd findet. So ist er jetzt jedoch aufgeblüht und atmet kaum schwerer wenn es warm ist. Stattdessen ist er sehr aktiv und wach für das Wetter. 

Gladur frisch geschoren

Somit steht nun einen glücklichen Frühling im Ponyleben nichts mehr im Wege. Und gemeinsam mit der besten Freundin kann man dann das Leben wieder so richtig genießen.

Beluga und Gladur grasen

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Die Sternsekunden

… ich weiß immer gar nicht wie man auf “Sternstunden” kommt- der perfekte Moment ist doch in der Regel genau das und selten länger als ein paar Sekunden oder Minuten. 

Wir hatten heute den perfekten Moment. In der Trabsequenz am Schluss, da hat für ein paar Herzschläge alles gestimmt. Ich habe es endlich geschafft alle Hilfen so zu koordinieren, das sie ihm auch geholfen haben und Gladur hatte in diesem Moment die Beweglichkeit, die Kraft und den Willen sie anzunehmen und umzusetzen. 

Für einen kleinen Moment war da das Pferd, das er hätte sein können, wenn sein Leben anders verlaufen wäre. 

Unser magischer Moment sah so aus: Es bestand tatsächlich reelle Anlehnung an die Doppellonge und als er meiner Hand nach vorn gefolgt ist, eigentlich sollte er nur das Genick weiter aufmachen, da kam die Peitschenhilfe in genau dem richtigen Moment und so wurde er nicht schneller, sondern richtete sich korrekt im Rahmen seiner Möglichkeiten auf. Ein paar wenige seiner ganz großen Trabtritte, zum allerersten Mal in korrekter Haltung, mit lockerem Unterhals, positiv gespannter Oberlinie und angehobenem Widerrist. Trotz der großen Tritte hat man ihn fast nicht gehört, so leicht war er in dem Moment.

Und dann hatte uns die Erde wieder- seinen untrainierten Körper verließ die Kraft für die positive Spannung und bei mir gings von fühlen ins Denken über- puff, weg der Moment. *g*

Für ihn war dann Feierabend, aus zwei Gründen- zum einen, weil im perfekten Moment bei solchen Meilensteinen immer Schluss ist und zum anderen, weil ich mit dem Hinterbein nichts riskieren möchte. Solche Trabaktion mag leicht aussehen, aber das Hinterbein muss sehr arbeiten.

Auch viele kleinere Fortschritte gibt es im Moment, wann immer ich mit der Doppellonge komme. In “sicherem Abstand” vom Menschen nimmt er sich gerade die Zeit, Dinge die er an der Hand und am Langzügel schon gelernt hat vorsichtig auch an der Doppellonge zu probieren. Von mir unterstützt mit den bekannten Stimmkommandos. Interessanterweise ist ihm wohl die leichte Anlehnung der beiden Longen sehr angenehm und er fasst zusehends Mut, sich nicht mehr zu verkriechen, sondern sachte nach dieser Anlehnung zu fühlen. Auch wenn er sich noch öfter nach unten wegtaucht, weil das bei ihm so eingebrannt ist, so ist doch jetzt immer die Nase vorn und das Genick offen dabei. 

Interessant ist, das er wirklich auch die Möglichkeit nutzt, nach der passenden Haltung zu suchen. Außer Nase durch den Sand schleifen hat er freie Auswahl. Und man sieht ihn richtig probieren ohne irgendwie hektisch zu sein. Meistens entscheidet er sich für eine schöne freie Haltung mit der Unterlippe ca. auf Höhe der Buggelenke und man sieht das es ihm so leicht fällt auch immer mal kurz den Rücken loszulassen. Ich bin sehr begeistert von seinen Fortschritten im Moment, auch wenn sie anderen vielleicht winzig vorkommen mögen.

Mittlerweile bin ich auch fast soweit, diese zweite Auszeit wirklich als Chance zu begreifen. Zur Ruhe quasi gezwungen ernten wir jetzt gemeinsam die Früchte der Arbeit der vergangenen Jahre, in dem wir alles nochmal langsam und korrekt auffrischen und eventuelle Fehler und Hakeligkeiten in Ruhe ausbügeln. 

Wohlverdiente Pause nach der Arbeit
Wohlverdiente Pause nach der Arbeit

English Summary: follows in a while

Und so gehts weiter

Gladur grast am NeujahrsmorgenWie ich ja schon im vorherigen Beitrag schrieb, geht es im Moment noch etwas auf und ab mit dem Zustand, da die Bänder weiterhin ausheilen und die Gelenke noch etwas irritiert sind. Trotzdem ist natürlich regelmäßige, leichte Bewegung richtig, denn nichts wäre jetzt schlimmer als stehen lassen und einrosten lassen. Wie aber darf man denn nun mit diesem Beschwerdebild arbeiten?

Ich habe mich bei Team Gladur und in Büchern und im Internet schlau gemacht, zudem die Befindlichkeiten meines eigenen Knies herangezogen *g* und habe darauf aufbauend folgenden Plan, mal sehen ob ich ihn einhalten kann.

  • lange Aufwärmphase (Auf dem Platz mind. 30 Minuten)
  • in der Aufwärmphase darf er das Tempo bestimmen, solange er nicht wieder zappelt und rennt, es soll ein ruhiges, gelassenes Tempo sein, damit die Gelenke in Ruhe mit Gelenkschmiere gefüllt werden können
  • erstmal bis auf Weiteres  nur Geradeaus (auf dem Platz ganze Bahn ohne Ecken)
  • viel Naturböden, möglichst nicht so viel tiefe, glatte Böden und erstmal wenig harte Böden (Straße)
  • Keine schnellen Gangarten auf hartem Boden
  • Bewegung ohne Belastung, d.h. es wird kein vermehrtes Lastaufnehmen gefordert und er trägt auch erstmal nichts.
  • Stellen und Biegen im Halten, dann auch im Schritt, solange er dann nicht wieder über die Schulter davonrennt, dann muss das noch einen Moment warten
  • Kraft und Muskelaufbau über Schritt und später Trabarbeit

Gladur geht an der Doppellonge

So hoffe ich die Situation wieder stabil zu bekommen und zurück zu allen drei (vier) Gangarten zu kommen, je nach Tagesform und Boden, natürlich. Wenn er wieder stabil hält, dann wird man sehen, was sonst noch möglich ist, ab wann zum Beispiel Seitengänge wieder möglich werden könnten, die schon sehr hilfreich beim Arbeiten wären.

Gladur in der MorgensonneGearbeitet wird erstmal am Langzügel oder der Doppellonge, da er bei den zwei Versuchen an der normalen Longe deutlich zu aufgekratzt und “An” war und sich nachher noch selbst gestresst hat, weil er es immer kaum aushält dann Schritt zu gehen (warum auch immer). Stress und Gezappel kann ich jetzt aber nicht gebrauchen, darum kümmern wir uns dann, wenn alles wieder wie geschmiert läuft, hihi. 

English summary: follows

Wenn Arbeit Mut kostet

Und ich meine hier keine halsbrecherischen Aktionen, sondern ganz normale Arbeit und ich meine den Mut des Pferdes, nicht des Menschen.

Irgendwann kommt mit jedem Pferd der Moment, wo es – warum auch immer in dem Moment- sich nicht sicher ist, ob es Eurer Anforderung jetzt nachkommt. Je nach Temperament und Vorerfahrungen (welche Konsequenzen haben Fehler) wird es

die Situation entweder aussitzen und auf weitere Hilfe von Euch warten (das wäre gut, denn dann stimmt alles in der Arbeitspartnerschaft)

sich fürchten und verweigern (was heißt, das entweder jetzt oder früher was nicht stimmt(e))

unsicher nachfragen, sich aber dann ein Herz fassen und anbieten, was es für die richtige Reaktion hält (was ebenfalls gut ist, denn dann ist man auf dem richtigen Weg)

Mit Gladur hat man solche Momente oft, wenn man nah am Pferd mit ihm arbeitet, also Führen auf kurze Distanz, Arbeit an Zügel oder Langzügel. 

So gern er freilaufend am liebsten auf den Schoß möchte und sich überall halten und berühren lässt- so unheimlich findet er oft noch die direkte Nähe eines Menschen in einer Arbeitssituation. An solchen Tagen braucht er sehr viel Ansprache und viele Berührungen, die nicht mit der Arbeit zu tun haben- so zum Beispiel am Langzügel einfach mal die geöffnete Hand flach auf die Kruppe legen und streicheln. Nach und nach, so fühlt man dann, weicht die Spannung und der Atem wird tiefer. Diese Tage sind selten geworden, aber sie werden uns wohl immer begleiten.

Deutlich öfter passiert es, das innerhalb einer Arbeitseinheit plötzlich ein Wunsch von mir außerhalb von Gladurs Komfortzone liegt. Sei es, weil es für ihn neu ist. er das nicht so gerne macht oder er gerade selber eine andere Idee hatte, der er nun nicht nachkommen kann. 

Was dann typisch ist, ist eine -so nenne ich das immer für mich- Verzögerung. Er hat meine Anweisung wahrgenommen und hätte auch eine Antwort darauf, aber aus irgendwelchen Gründen, will er die lieber nicht so spontan geben. Was manchmal auch ganz gut ist, denn wenn er sich aus eigenen Gründen zu eingeengt fühlt, kann das auch schonmal ein ernstes Drohen sein, was als Antwort kommt – besser also, er überlegt nochmal.  Diese Verzögerung darf man sich aber nicht minutenlang vorstellen- es sind nur wenige Sekunden, die ich deuten kann, da ich ihn jetzt schon so gut kenne. Sekunden, in denen er mit sich ringt.

Aber immer öfter kommt dann nicht mehr Ablehnung, sondern ein zunächst zaghaftes Angebot, mit angehaltenem Atem. Liegt er mit seiner Idee komplett daneben, mache ich einfach gar nichts oder korrigiere ihn freundlich, falls nötig.

Bei jedem kleinen Hauch in die richtige Richtung gibt es Lob, zuerst mit der Stimme und dann nach dem Anhalten auch gern einen Keks.

Und immer öfter sieht man beim Stimmlob das “Aha” deutlich in seinem Gesicht und es folgt unmittelbar ein Ausdruck von “Stolz”- das ganze Pferd wächst sichtbar ein paar Zentimeter und die angebotene Lösung wird mit deutlichem Nachdruck wiederholt.

Viel wichtiger als das was er eigentlich lernen soll, ist dabei etwas ganz anderes- Gladur lernt gerade, das Fehler nicht schlimm sind. Er lernt, das es sich lohnt seinen ganzen Mut zusammenzunehmen und einfach auszuprobieren, was gemeint sein könnte.

Das zweite was er lernt, ist das “Nein” in Ordnung ist. Wenn er sich komplett außer Stande sieht, zu verstehen oder zu machen was er gerade soll, dann akzeptiere ich sein Nein, breche ab, sortiere uns neu und frage später noch einmal nach. Auch das wirksame Nein macht etwas mit ihm. Im Gegensatz zum Lob wird er zwar nicht größer, aber dafür locker. Er atmet oft hörbar aus und verliert einen kleinen Moment seine Körperspannung. Es erleichtert ihn buchstäblich, das seine Zeichen gelesen und richtig erkannt werden.

Ein Meilenstein auf seinem Weg. 

Zwei so vermeintlich kleine Dinge, der Mut Fehler zu machen und das Wissen NEIN sagen zu können, sie stellen seine kleine große Pferdewelt auf den Kopf- aber in einer guten Weise.

Es sollte selbstverständlich sein so zu arbeiten. In Gesprächen und Beobachtungen ist es das aber oft nicht. Oft stimmt auch die Selbstwahrnehmung nicht und die Leute denken, das sie so arbeiten, strafen aber reflexhaft trotzdem bei Fehlern ohne die Ursache zu suchen.

Ich arbeite schon lange so, aber es braucht viele, viele verlässliche Wiederholungen bis es ankommt und sich setzt. Anscheinend ist es so wie mit einer Bewegung, die neu erlernt oder überschrieben werden soll. Bis der Körper sie selbstverständlich ausführt sind rund 10.000 Wiederholungen nötig. 

 

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Der Ritterschlag

Also zumindest mein ganz persönlicher Ritterschlag, war der letzte Kontrolltermin bei Lesley

Dieser ergab nämlich nicht nur die Bestätigung von meinem Gefühl, das Gladur jetzt wieder prima läuft, das Untersuchungsergebnis übertraf das sogar. Wir haben es nämlich geschafft, einen unserer Hauptbefunde, den Beckenschiefstand, so gut wie wegzuarbeiten. Dies bedarf noch weiterer Umsicht, damit sich dieser Zustand stabilisiert, aber man sieht es schon am Halten, wo es ihm nun gelingt beide Hinterbeine unter den Körper zu stellen und dabei sind dann beide Hüften auf gleicher Höhe. Der Schritt verbessert sich ebenfalls gerade noch weiter. 

Der restliche Körper war ebenfalls in einem altersgemäßen oder besseren Zustand, im Gegensatz zu vorher, wo alles immer noch überall geklemmt hat. 

Was lernen wir daraus?

Sucht Euch die richtigen Leute, die Euch bei Bedarf anleiten können, ansonsten reicht regelmäßige, abwechslungsreiche, sinnvolle Arbeit. Die Reitweise ist egal, hauptsache es kommt zu einem Wechselspiel aus Anspannung und Entspannung, der Schritt wird frei vorwärts am Besten im Gelände trainiert und es werden die wichtigen Ruhetage nach stärkerer Belastung eingebaut und auch eingehalten, damit sich die Muskeln erholen und wachsen können. 

Dazu noch reichlich Geduld, denn wie ich kürzlich im Netz so treffend las (ich verlinke es, wenn ich es wiederfinde) “reell geht nicht schnell”. 

Gladur in Anlehnung
Steht hinten nicht gut, dafür ist die Anlehnung schön- extra fürs Foto

English Summary

My personal success of the year was awarded to me at the last physiotherapy session with Lesley, when I learned that not only my feeling “he goes really well now” was confirmed but even surpassed.

Good work has eleminated even his biggest diagnose of a slightly tilted pelvis – some work on it is still needed to stabilise results, but in general, this is more than great. The rest of him is also in very good shape, considering joints and bones. 

So, what can be learned from it?

Find yourself suitable experts, that can show you the “how to” part, then get to it and work on it. All the rest of it is regular, thought through work. It does not matter which riding concept you follow, as long as your work consists of a healthy mix of “strain” and relaxation, you get to train the walk freshly forward, best would be to do this out on a hack/ walk. Just as important are the breaks- if you have put some work on the muscles, then give them a day to relax and grow, before you ask for the next effort.

And patience- patience is as usual key. No change for the better is going fast, quite contrary, these are slow processes, if you wish the result to be lasting. So take the time it needs. 

The Acid Test of Friendship

… wurde mit Bravour bestanden, schon wieder sehr stolz auf das Pony. 

Schnuffelnase von Gladur
Für Euch mach ich (fast) Alles <3

Vor einer Woche wurde Gladur mal wieder geritten. Aber nicht im Wald und nicht von Nele. Nein, Ellen hat auf ihm Platz nehmen dürfen und trotz der doppelten “Zumutung”*g* Reitplatz und “neuer” Reiter, hat er das sehr souverän gemeistert. 

Ca. 20 Minuten waren die beiden unterwegs und vorallem im Trab, seiner Lieblingsgangart, die auch möglicherweise nicht so mit schlechten Erinnerungen beladen ist, hat er seine Sache extrem gut gemacht, war entspannt und losgelassen. Der Schritt ist noch ein anderes Thema, an dem lange, lange noch gefeilt werden muss – zumindest in der Bahn, im Gelände ist er besser.

Als kleines Plus zusätzlich zum megabraven Pferd hat sich in den Tagen danach im Trab eine positiv verbesserte Körperspannung gezeigt, so dass man wiedermal bestätigt bekommt das gutes Reiten schöner macht. Das war bisher bei ihm auch nach dem Schritt reiten immer so- der Schritt ohne Reiter gewinnt daran.

Trotzdem wird er kein Vollzeit-Reitpferd. Das Reiten sehe ich als Abwechslung im Training für ihn (besonders das Ausreiten) und als Trainingshilfe, da es einen positiven Effekt auf ihn hat. Er wird also weiterhin hauptsächlich von Unten gearbeitet und von Zeit zu Zeit auch mal geritten.

Wie haben wir das nun gemacht? Nun, abgesehen von der jahrelangen sorgfältigen Vorbereitung – wobei Reiten niemals das Ziel an sich war, das hat sich jetzt ergeben-  in Form von Balance, Kraftaufbau und ganz viel vertrauensbildender Beziehungsarbeit, vorallem in dem wir nicht blind und taub gegenüber seinen Bedürfnissen sind. 

Gladur ist ein durchaus arbeitswilliges Pferd, das auch gefallen möchte, allerdings manchmal nicht so genau weiß wohin mit all der Power. Gleichzeitig findet er es jedoch immer noch furchtbar, wenn er zuviel Zeugs am Kopf oder Körper hat oder mit Gebiß geritten werden soll. Alles was ihn einengt und begrenzt ist blöd. Da er jedoch gut auf Stimmhilfen konditioniert ist und Gewichtshilfen ebenfalls super annimmt, alles kein Problem. Mehr als ein Physio-Pad und ein gebißloser Zaum muss nicht ans Pferd und alle sind glücklich. 

Trotzdem war ich gespannt, wie er auf Ellen reagiert, die er vom Boden ja lange schon kennt. Aber das war völlig undramatisch. Er war kurz irritiert, das sie nun auch auf seinen Rücken möchte, da es aber wie immer einen Aufsteigekeks gab und sonst alles gleich war, hat er beschlossen, das es dann wohl seine Richtigkeit haben wird. 

Und der schönste Moment, der war, als er -von oben gelobt- entspannte und beschloss, das das mit dem Lob und der Aufmerksamkeit durchaus das komische Reiten aufwiegt- und er dann wieder diesen unvergleichlich niedlichen Gesichtsausdruck aufsetzte, mit dem er immer kundtut, das er sich auch für ziemlich großartig hält. 

Alles richtig gemacht.

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Pferdealltag

Der Mensch, der mit Pferden nicht ständig zu tun hat, denkt sich bestimmt, naja das Pferd steht da so im Stall, das Personal macht alles und man selber verbringt stundenlang mit dem Pferd und hat Spaß. In manchen Ställen ist das so. Aber nicht in Allen.
Bei uns ist es so, das man gegen Aufpreis seinen Stalldienst abgeben kann. Aber für mich gehört das einfach dazu, solange die Gesundheit es halbwegs hergibt und egal was für eine nervige Plackerei das ist. Hätte ich ein Heimtier, dann würde ich den Käfig/das Katzenklo etc. ja auch sauber machen. (Und das sogar noch öfter als Stalldienst anfällt)

Von daher sieht bei uns der Alltag oft eher so aus:
Ein großer Haufen Mist

Oder hält lustige Überraschungen wie diese bereit:
Gladur mal in Rot

Oder man ist ganz einfach mit der medizinischen Betreuung seines Chronikers befasst, was auch seine Zeit kostet:

Glaedir und Gladur inhalieren
Hightech und Lowtech

Aber das weiß man alles vorher und macht es gern. Man muss es nur mal zeigen, das ein Pferd eine Menge Arbeit und Organisation bedeutet- man dann aber viel Zeit und Spaß mit ihm verbringen kann. 🙂


English Summary:

Those not as closely attached to horses often have a certain mental images about the maintenance of a horse. It lives in its boarding stable and the personel is doing everything, so you just come there and ride, right? In some stables, yes.
In our stable, every owner has one day stable duty which means the mucking out of paddock and pasture. You can buy your way out by paying higher rent, but for me this is part of the deal. If I had a pet at home, then I would also clean the cage/cat toilet whatever- and way more often than I have to go and clean the horse’s living quarters.
And so the piccies above show more of the every day live which has a big part in organising, cleaning out and maintaining the health of the chronical ill horse (in our case). But as soon all this is done, you have all the time you want to spend with the horse, indeed.

Die Entwicklung innerhalb eines Jahres

Ende Januar 2016 – Gladur ist wie ein Jungpferd neu anlongiert und hier seit wenigen Wochen in ernsthafter Arbeit:
(Die Bildqualität ist leider schlecht, das ist ein Standbild aus einem Video)
Gladur im Januar 2016 an der Longe
Man sieht deutlich die fehlende Balance- er hängt schief auf der Kreislinie, nutzt Hals und Schultern zum Balancieren und rettet sich durch Tempo, der Takt ist nicht sauber. Ohne optische Hilfen (Dualgassen, Hütchen) ist ein runder Kreis nicht möglich.

Acht Monate später, im November:
(Juni bis August war wegen seiner Erkrankung teils nur eingeschränktes Training möglich, bzw. der Fokus lag eher auf Kondition als Gymnastizierung)
Gladur im November 2016 an der Longe
Man sieht die Verbesserung deutlich: Er hält die Kreislinie ohne nach innen zu kippen, die Oberlinie hat einen positiven Spannungsbogen und er trabt in Selbsthaltung und im Takt.
Das rückständige Vorderbein verrät, das hier noch etwas Arbeit nötig ist, damit er von hinten besser untertritt und sich vorne hebt.

Gelungen ist dies mit Hilfe von Gymnastizierung an der Hand und abwechslungsreichem, sinnvollem Longentraining (kein Zentrifugieren). Außer einem Kappzaum habe ich am Pferd keine weiteren “Hilfsmittel” gebraucht.

Im Moment liegt unser Unterrichtsschwerpunkt auf der Handarbeit, in der er gerade große Fortschritte macht und bei der sich seine Arbeitseinstellung deutlich verbessert hat. Ich werde mal gucken, das ich demnächst auch davon mal ein Bild machen kann.

English Summary

End of January 2016 – Gladur just re-started his work life as a green horse would, from scratch. In the first image (sorry for the poor quality, it is a screenshot from a vid), he is started on longe-work only for a few weeks.

Very obviously the overall lack of balance shows. He is not bending his rump into a circle, instead he stays straight and “falls” inwards. To compensate, he runs over tempo and uses his neck and shoulders to avoid really falling inside. Without optical aids on the ground, such as cones, a round circle is not possible for him.

Eight months later, in November (from June to August, serious work was not always possible, due to him being sick): you can see a great difference in the way he moves. He manages to stay on the circle line without tilting or falling on his inner shoulder dramatically. The upper line of his body has a correct curve with positive tension and he is carrying himself well, moving without losing tact in his trot.
The slightly set back inner foreleg reveals that he still needs some work of course, to ensure that his hindlegs move under better and he gets more light in his forehand and raises his withers better.

How was this achieved, then? He was worked in hand doing his horse gymnastics to loosen him and strengthen him and worked on the longe with a schedule with much variety, to keep him motivated and put different parts of his body in use. Apart from a Kappzaum, no other aids (like sidereins and stuff) have been used.

Right now, our focus in our lessons lies on working in hand, he has currently made some big progress and his work ethics have also improved. As soon as I have a pic of that type of work, I will post that, too.

Flashback 2016 – Arbeit und Spaß

Obwohl die Erkrankung von Gladur schon unserer beider Leben verändert hat, war sie aber kein Grund, nun still in der Ecke zu sitzen. Im Gegenteil- um den Atemwegen beim Abtransport von Schleim zu helfen ist Bewegung ein ganz wichtiger Faktor. Nur wenn die Lunge gut durchblutet wird, kann sie auch ihrer Selbstreiningungsfunktion nachkommen. Daher war ein straffes Bewegungsprogramm Teil des Erfolgs auf dem Weg zur Symptomfreien Phase.

Es wurde also an den Zustand angepaßt das ganze Jahr fleißig gearbeitet.

Gladur an der der Longe
An der Longe

Gladur im Roundpen
Im Roundpen

In der Halle mit Abschwitzdecke
Der Pony-Luxuskörper in der Hightech-Abschwitzdecke

Natürlich kann man nicht nur Arbeiten- es muss natürlich auch gespielt werden

Life und Gladur auf dem Podest
Mit Life und Vivi auf dem Podest

Mit Kumpel Kalle beim Quatsch machen:
Gladur und Kalle beim Blödeln

Kalle und Gladur beim Blödeln

Gladur und ich springen über ein Cavaletti
Springtraining so wie Gladur es mag

Und die Frage aller Fragen:
Keks oder kein Keks

English Summary:

While getting sick the way he did was certainly life-changing for both of us, it was no reason to mope around quietly in a corner. Quite contrary- moving the horse in relation to its current condition is a vital part in the measures taken to get the horse rid of symptoms. Only a working lung is one that can clean itself.
But of course you can’t do work every day. So of course it was all about games and fun, too.