Zahnlos in Dassendorf

So, fast genau ein Jahr später gibts dann auch mal den restlichen Betrag zum Thema Zähne, meine Güte, was bin ich up to date.

Naja, es geht dort weiter, wo der vorherige Beitrag geendet hat – unser Zahntermin musste dank Corona noch verschoben werden, weil natürlich auch Tierärzte sich erstmal freitesten mussten, wenn es sie erwischt hatte. 

Diese Verschiebung hatte dann (vermutlich) noch die ordentliche Kolik zur Folge, die er zwei Tage vor dem neuen Termin schob. Auch hier wurde organisch am Bauch kein Problem festgestellt, aber da sie mit massiven Kreislauf-und Schmerzzeichen anfing (wälzen und hinwerfen) und direkt auf Schmerzmittel ansprach, werden es wohl auch hier die Zähne gewesen sein. 

Aber dann war es am 11.07.2022 soweit- der erste Termin stand an. Da es natürlich sommerlich warm war, wir aber auch nicht warten konnten, wie die Kolik gezeigt hatte, also morgens in aller Frühe.

Henkersmahlzeit vor dem Zahntermin
Letztes Mal Gras fressen mit vollständigem Gebiß

Wir haben also grasend auf das Eintreffen unseres Zahn-Op-Teams gewartet und in Anbetracht von Aufwand und Schmerzen hab ich mir den Kopf gemacht, ob das alles so richtig ist, allerdings hatte ich ja die 2.Kolik als Argument, das es keine Alternative mehr gab.

Der Instrumententisch
Der Instrumententisch, es geht los, es wird aufgebaut…

 

Gladur unter Sedierung
Pony im Rausch…

So und hinter dem Cut gibt es auch ein paar blutige Bilder aus der OP, wer kein Blut sehen kann, schaut also besser nicht nach. Das es gut ausgegangen ist, habt ihr ja am letzten Beitrag gesehen, das Pony ist quietschfidel. 🙂 

 

Am 11.7. wurde zunächst der Oberkiefer von den schmerzenden Schneidezähnen befreit, am 15.08., nach abgeschlossener Heilung folgte der Unterkiefer. Die Bilder sind gemischt aus beiden Eingriffen. 

Röntgenbild Gladur Oberkiefer
Röntgenbild Oberkiefer -Zubildungen der Zahnwurzeln sind sichtbar
Maulgatter
Mit Maulgatter, welches die Kiefer auseinander hält, wenn es geöffnet wird
Zahnziehen
Extraktion Schneidezähne oben
Zahnziehen
Extraktion Schneidezähne Unterkiefer
Ausnüchtern
Rausch ausschlafen
gezogene Zähne
Einige der gezogenen Zähne- man sieht deutlich die „Knollen“ die aus Zahnmaterial zugebildet sind und damit Druck und Schmerzen verursachen

Der Ablauf der OPs war so, das es erstmal eine kurze Allgemeinuntersuchung gab, was aufgrund von Alter, Vorerkrankungen und Wetter auch besonders wichtig war. Dann gab es eine normale Sedierung, wie man es vom Zähne kontrollieren kennt. 

Zusätzlich wurde jeweils für die jeweilige OP auf beiden Seiten der jeweilige Nervenast für den Ober-bzw. Unterkiefer direkt per Spritze betäubt. Auf diese Weise gelangt das Betäubungsmittel dorthin wo es wirken soll, so wie bei uns beim Zahnarzt auch und man braucht den gesamten Organismus nicht mit einer hohen Menge Sedierung belasten. 

Da Glaður nicht sooo einfach zu sedieren ist- er bleibt immer ziemlich „wach“ bis er dann irgendwann soviel intus hat, das er fast umfällt, aber wehren tut er sich trotzdem, und das bei den Röntgenbildern schon so ein „Spaß“ war, bekam er für die fester sitzenden Zähne im Oberkiefer nicht eine größere Menge Sedierung, sondern zusätzlich ein Opiat, was anscheinend nicht nur schmerzfrei sondern auch entspannt gemacht hat, aber gleichzeitig den Kreislauf nicht belastet hat.

Das eigentliche Zahnziehen erfolgt dann mit der Zange und ist abgesehen von den fiesen Geräuschen beim Lockern der Zähne und der Tatsache das das Pony dann wie ein Killerzombie geguckt hat, mit dem glasigen Blick und dem blutigen Maul, eigentlich recht unspektakulär verlaufen. Es hat rund eine Stunde oben und vierzig Minuten unten gedauert, bis alle Zähne rauswaren.

Im Gegensatz zu den zwei anderen OPs die ich schon miterlebt hatte, ist hier auch kein Blut in Strömen geflossen und hat den Arbeitsplatz in einen Schlachthof verwandelt. Es hat schon ordentlich geblutet, ja, aber nicht extrem. Und zum Glück hörte es auch brav innerhalb von einer Stunde auf nachzubluten- trotz der sommerlichen Temperaturen.

Das war nämlich meine größte Sorge an dem ganzen Eingriff- wenn man die Blutung nicht in den Griff kriegt, dann hat man ein Problem, wenn man das zu Hause macht.  Allerdings hätte ich mir auch da keine Sorgen machen müssen- die gesamten Eingriffe und auch die Heilung verliefen – wie von unserer Tierärztin vorausgesagt- bilderbuchmäßig. 

Das Aufwachen verlief wie nach jeder längeren Sedierung, die Blutung war mittlerweile gestillt und das Pony, verlangte nach Heu. 

Bei der Heilung hätte man eigentlich die Wunden spülen sollen, damit sich nichts reinsetzt- aber da Glaður absolut nicht kooperiert hat und es wichtiger war, das man im Notfall Kopf und Maul zur Kontrolle anfassen kann, ging es dann auch so. 

Bis das Gras fressen wieder einwandfrei funktioniert hat, hat es relativ lange gedauert. Heute frisst er fast alle Graslängen und hat nur bei sehr nassem Gras leichte Probleme, weil er abrutscht. Er nutzt jetzt auch seine beiden Kauflächen zum Halten und Abreißen des Grases, seine Zuge braucht er dafür nicht mehr.

Und apropos Zunge- daran, das die Zunge öfters mal herausbaumelt sieht man, das er zahnlos ist, ansonsten fällt es gar nicht auf, auch äußerlich hat sich an der Maulform bei ihm nichts geändert. 

Und wie im anderen Eintrag schon angedeutet- schon nach zwei Tagen war von der Lahmheit in der Vorhand nichts mehr zu sehen. Diese muss durch eine massive, dauerhafte Verspannung entstanden sein.

Trabender Gladur
Kann wieder traben wie ein Weltmeister