Schrumpfpony?

An Größe im Maß mag er ja gewonnen haben, aber ansonsten ist er doch irgendwie geschrumpft. Das macht erstmal deutlich das er nicht nur reichlich Fettpolster sondern anscheinend auch Tonnen von Haar weniger hat als sonst. 😂

Normales Halfter: Genick 2 Löcher weniger, Nasenriemen 3

Das Gute : Ist im letzten Loch oben und unten und saß sonst in mittlerer Einstellung immer gut. 

Kappzaum: Augenriemen: Vorletztes Loch- war sonst mit ach und krach im 2. Loch vom Anfang des Riemens an.

Walkerdecke: Beide Bauchgurte locker 10 cm kürzer gemacht. 

Und dabei ist er ja nicht mal in Top Kondition, wie gestern schon geschrieben. 

Ansonsten ist der Plan für den Winter folgender:
Da es ziemlich unwahrscheinlich ist, das wir vor dem Winter an den Punkt kommen, an dem man ernsthaft mit Galopptraining anfangen kann, machen wir über den Winter lieber noch halblang und trainieren dann nächstes Frühjahr, wenn die Bodenbeschaffenheit konstant wird wieder voll an. So hat die Sehne noch weitere Monate zur Erholung. 
Und wenn wir jetzt nicht gerade noch im Oktober/November eine Wetterkapirole mit 25 Grad und Dauersonne bekommen, werde ich erstmal nicht scheren. Mit nur ganz leichter Arbeit ist das nicht nötig. Also gibts diesen Winter Superplüsch und erstmal nur die Walkerdecke um seinen Rücken und Poschi trocken und windstill zu haben. Das wird ihm hoffentlich gefallen.   

Der Blick auf die Waage…

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… der bei uns Menschen ja meist eher unbeliebt ist, vor allem jetzt nach den Feiertagen, hihi. 

Beim Pony macht das Ganze mehr Spaß, denn der ist am Abnehmen, seit er mit den Tabletten in Behandlung ist. Ich kann das Gewicht zwar nur mit einem Maßband schätzen, aber das es weniger wird, sieht man ja trotzdem. Im Frühjahr werde ich wohl das Thema Pferdewaage nochmal aufgreifen- wenn dann keine größeren Kontaktbeschränkungen mehr bestehen. 

Wenn man ihn so anguckt, denkt man eventuell „Die spinnt doch“, denn ein grundsätzlich rundrippiges Pferd mit auch noch ordentlich Fell wird natürlich grundsätzlich irgendwie „gepolstert“ aussehen. Dazu kommt dann noch ein Rücken mit Schwung und ein leicht hängender Bauch, sowohl dem Cushing als auch dem nicht so dollen Bindegewebe, wenig trainierten Bauchmuskeln und der Schwerkraft geschuldet. Alle diese Faktoren dürfen einen nicht verleiten zu denken, das Tier wäre fett.

Tatsächlich ist er laut dem Maßband nun auf dem Weg zum Idealgewicht (für seine Rasse und Größe) und in der Tat sprechen auch die Bewegungsfreude in Freiheit und die generelle Bereitschaft zum rumtoben dafür, das sich da jemand leicht wie eine Feder fühlt. 

Was noch nicht ganz weg ist, sind verbleibende Polster im Übergang zur Kruppe und an der Kruppe selbst, die sich Krankheitsbedingt eingelagert haben, allerdings ist auch da schon wirklich viel „weggeschmolzen“. 

Jetzt mal zu den harten Fakten, sprich Ergebnissen der Messungen mit Maßband:

Sommer 2020 (vor Diagnose und Behandlungsbeginn): ~ 402 kg
November 2020 (seit knapp 2 Monaten in Behandlung) ~ 376 kg 
Januar 2021 (seit 4 Monaten in Behandlung)  ~ 356 kg

Hier zum Vergleich, die von der Cavallo ermittelten Richtwerte zum Normal- und Durchschnittgewicht verschiedener Pferderassen:

Isländer

Gemessene Größe (Durchschnitt): 138 cm
Gemessenes Gewicht: 262-470 kg im Schnitt 386 kg (+/- 30 kg)
Gewicht bei einer Größe von: 123 bis 135 cm ca. 357 kg (+/- 24 kg);
136 bis 141 cm ca. 393 kg (+/- 25 kg);
142 bis 150 cm ca. 398 kg (+/- 28 kg)
Fazit: Isländer sind eine recht homogene Rasse. Sie unterscheiden sich im Gewicht nur wenig untereinander.

In früheren Jahren hat sich nie groß etwas verändert, im Winter wurde er minimal leichter, weil er so oft wie möglich ohne Decke steht, aber eben nicht deutlich. Dies muss also der Behandlung geschuldet sein, denn Haltung, Fütterung und Belastung wurden nicht verändert. 

Gladur mit Abschwitzdecke
Schön verhüllt, damit man auch nichts erkennen kann, hihi

Die Zähne sind gemacht, Hufe und Fell in tollem Zustand, er ist munter, aufgeweckt und lauffreudig- an körperlichen Problemen kann die Abnahme also eher nicht liegen. 

Passend dazu kam heute die Meldung, das er sein Schüsselfutter nicht mehr mag- er hatte gestern schon sehr maulig davon gefressen und nur die Deko und die für ihn leckeren Anteile rausgepickt.

Naja, Nachdem er sich nun über zwei Jahre lang gesund und getreidefrei ernähren ließ, ist es wohl mal wieder Zeit eine kleine Menge „ungesundes“ mit in den Eimer zu tun. Bei den winzigen Mengen die er davon bekommt, ist das auch nicht wirklich dramatisch. 

English Summary:

Will follow soon

Die leidige Frage

Sogar ich als Fußgänger mit Pferd muss mir immer wieder die Frage anhören, warum bitte Erwachsene so mir nichts dir nichts auf den „kleinen Ponys“ reiten. 

Wer sich mal einen Isländer vom Körperbau her genau angeguckt hat und den mit dem Fundament gleichgroßer Ponys anderer Rassen verglichen hat, wird eventuell schon eine Idee haben. 

Für alle anderen finden sich die Zusammenhänge hier, perfekt erklärt vom Islandpferdehof Ickelsbach

Wie immer top erklärt vom Islandpferdehof Ickelsbach

Einig sind wir uns glaube ich alle, das das kein Freibrief für Erwachsener = Erwachsener mit Übergewicht kann jeden Isländer einfach bedenkenlos reiten ist. Es gilt Augenmaß, Fairness und im Zweifel die 23% Regel als obere Grenze. 

Liebe Therapeuten, wußtet ihr schon…?

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Gladur im Wald

Mein Pony ist ein Isländer und der hat so einige Besonderheiten, wie ich selber rausfinden musste, da es leider keine Bedienungsanleitung dazugab. 🙂 Aber mittlerweile habe ich durchaus einiges gefunden, was die Beobachtungen auch fachlich untermauert und mich als mit Warmblütern großgewordener Zufalls-Isländer-Besitzer nicht mehr ratlos den Kopf kratzen lässt.

Und ziemlich eindeutig ist er nicht „anders“ weil es cool ist eine andere Rasse zu haben, sondern er unterscheidet sich in einigen Körperfunktionen tatsächlich sehr vom Standard Großpferd. Diese rassebedingten Unterschiede führen öfter mal zu Verwirrung oder Fehldeutung, wenn das Pony auf Therapeuten und Tierärzte trifft, die natürlich auch nicht allwissend sein können, aber tatsächlich oft diese durchaus wichtigen Besonderheiten nicht kennen.

Kühlsystem und Atmung:
Was ich beobachtet habe: Schon bei geringen Anstrengungen werden die Nüstern genau in dem Moment sehr weitgestellt, in dem man das Gefühl hat, Gladur wird gerade warm. Das Gleiche geschieht auch beim Dösen in der kräftigen Mittagssonne, ohne das sich das Pony überhaupt bewegt. Die Atemfrequenz ist bei kühlerem Wetter dabei nicht gleich mit erhöht. Offensichtlich wird die Nüster aktiv weitgestellt, um als Kühlunterstützung zu dienen.

Wird ihm noch etwas wärmer, steigt die Atemfrequenz zu einem deutlich sichtbaren schnellem Atem, der für sich allein genommen bei einem anderen Pferd auf Anstrengung deuten würde. Bei Gladur sind in diesem Moment keine weiteren Zeichen für Anstrengung präsent. Offensichtlich dient auch die schnellere Atmung zum Kühlen.

Beide Phänomene lassen sich deutlich beeinflussen, wenn er Teilgeschoren wird- damit erhöht man die Kühlleistung am Körper und somit kann er das Kühlen über die Atemwege verringern. Bei kaltem Wetter entspricht die Öffnung der Nüstern genau der Gangart und geleisteten Anstrengung, so wie man das von anderen Pferden kennt. Offensichtlich funktioniert die Wärmeregulation, wenn das Klima dem entspricht, wofür das Islandpferd gezielt selektiert wurde.
Nun muss man bei ihm immer noch bedenken, das er aufgrund der Lungenerkrankung diese Anzeichen vermutlich etwas deutlicher anzeigt. Aber, wie ich nach 1,5 Jahren des Händeringens und Sorgen nun mal endlich mutig sagen kann, das „Hecheln“ und/oder Nüsternblähen allein ist kein Anzeichen, das es mit der Lunge bergab geht, solange das Pony frei von Krankheitsanzeichen (Abgeschlagenheit, Unlust etc) froh und leistungsbereit ist. Es ist schlicht seine Methode sich selber zu kühlen.

Aber stimmt das auch? So wie es aussieht ja:
Hitzeregulierung bei Pferden und Sonderfall Isländer – ein Artikel bei Sportsfreund (Blog und Onlineshop für Abschwitzdecken)

Gladurs Ruhe-Atemfrequenz liegt bei ca. 24 Zügen pro Minute und geht einfach nicht runter- ja, äh, das muss sie auch gar nicht, wie man diesen Beiden wissenschaftlichen Veröffentlichungen entnehmen kann. Die ermittelten Ruheatemfrequenzen liegen hier für lungengesunde Islandpferde bei 18+/- 6 bzw. 23+/-2 Atemzüge pro Minute. Also keine Panik, wenn der Isländer „schnell“ atmet. Vergesst die 10-16 Züge des Warmblüters einfach.

Publikationen dazu:
Herz und Atemwerte in Ruhe und Belastung bei lungengesunden und lungenkranken Isländern- hier beschrieben in einer Dissertation

Und in der Berliner und Münchener Tierärztlichen Wochenschrift

Hätte ich mich also eher auf meinen bibliothekarischen Hintern gesetzt und statt Therapien und Symptomen mal das gesamte Feld zum Thema Lunge und Belastung recherchiert, dann hätte ich mir sicherlich ein paar graue Haare sparen können. Aber wie heißt es so schön? Besser spät als nie.

Gangwerk und darausfolgende Gebäudemerkmale/ Bemuskelung /Bewegungsabläufe etc.
Meine Beobachtung: Schon seit ich ihn das erste Mal laufen sah, ist mir aufgefallen, das sich sein Bewegungsablauf vom gewohnten Bild in meinem Kopf unterscheidet. Das ist auch kein Wunder, er ist Viergänger, irgendwo dran muss man das ja sehen. Auch wenn er einen sehr sportlichen Trab zeigen kann, der sich hinter einem Reitpony nicht verstecken muss, wenn er entsprechend motiviert ist. 🙂

Was aber anders war, das war der generell festere Rücken, besonders im Lendenbereich und die Tatsache, das er generell seine Sprunggelenke kaum beugt, was in der Bewegung immer so ein bißchen an einen Schlittschuhläufer erinnert. Außerdem bringt er kaum durchgehend Schub nach vorne und nimmt nicht wie erwartet zum Anschieben Last auf. Dies wurde auch stets von Osteopathen und Physiotherapeutin bemängelt.

Zum festeren Rücken und der „fehlenden Schubübertragung“ habe ich folgendes gefunden:

In dem Buch (Leseempfehlung!!) Barbara Welter-Böller; Claudia Weingand: Einmal überbaut, immer überbaut? Exterieuranalyse und Tipps zum Pferdetraining steht auf S.106/107 sinngemäß, das die Selektion des Isländers auf Geländegängigkeit auf den schwierigen Böden Islands und der Entwicklung der zwei zusätzlichen Gangarten Tölt und Pass, dazugeführt hat, das sich das Islandpferd deutlich anders bewegt, als ein Pferd, das für weniger schwierige Böden gezüchtet wird. Der Isländer hat eine hohe Schrittfrequenz, da er auf wegrollenden Steinen und glatten Untergründen keine langen Schritte machen kann. Um hierbei stabil zu bleiben und vorwärts zukommen. zieht sich der Isländer eher über die Schulter und die Hinterhand stabilisiert und liefert nur kurze Schubimpulse. Um die Wirbelsäule dabei auch in hohem Tempo stabil zu halten, muss der Isländer sich im lumbosacralen Bereich stark beugen und diesen Bereich so quasi „feststellen“. Voilá – die fehlende Schubübertragung.

Zu der gestreckten Haltung der Sprunggelenke bin ich noch am Forschen. Ich habe aber einen Artikel zum Thema Trageerschöpfung und darin eine Erklärung gefunden, wie diese Haltung verursacht werden kann. Ich könnte mir vorstellen, das dies bei ihm zu einer angewöhnten Haltung geworden ist, auch wenn es schon lange keinen direkten Auslöser für eine Trageerschöpfung mehr gibt. Diese Idee liegt nahe, da er auch immer noch immer wieder eine verschleißende Haltung anbietet, wenn man ihn nicht ganz behutsam aufnimmt. Er hat anscheinend zum Thema Arbeit eine gewisse äußere Form verinnerlicht, die es ihm geduldig wieder abzugewöhnen gilt, in dem man ihm den Weg in eine gesündere Haltung vorschlägt und immer wieder anbietet und ermutigt.

Die Sprunggelenke zeigten im Röntgen (auf den letzten Bildern mit drauf gewesen) keine Veränderung und sind auch bei Überprüfung durch Tierarzt/Osteopath/Physio immer vollbeweglich und schmerzfrei gewesen. Deshalb vermute ich die Ursache der Haltung nicht in den Gelenken selber.

Der Artikel zur Trageerschöpfung

Ich muss ja immer alles einmal aus berufenem Munde bestätigt kriegen oder es wie hier selber hieb- und stichfest recherchieren, um mich mit Erkenntnissen sicher zu fühlen *g*, aber nachdem dies nun erledigt ist, kann ich dann auch einfach mal ganz praktisch auf Nele hören und mich im Loslassen üben.

Bißchen optimieren kann und soll man natürlich immer, vorallem da die zwei Hinterhandverletzungen fast die gesamte vorhergehende Arbeit wieder zunichte gemacht haben, aber im großen und Ganzen kann ich wirklich sagen: Er ist ok so, wie er ist. Er ist in den vier Jahren mit mir weit gekommen und sogar die Gesundheit hat sich in einem Maß stabilisiert, über das ich immer noch staune. In diesem Sinne:

I am not perfect but I have a freaking awesome horse
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